Die Verwirrung war Absicht!
Bundeslehrgang mit Martin Glutsch 9. + 10.4.2022 in Hannover
Für viele war es der erste Bundeslehrgang nach langer Zeit, so wie bei mir. Viele hatten sich lange nicht gesehen, das war eine schöne Stimmung auf der Matte!
Thematisch sollte Ude osae und Aiki otoshi behandelt werden. Martin betonte dabei immer wieder, das die gezeigten Techniken seine eigene Form und Interpretation darstellten. Wie immer bei ihm war eine entspannte Reaktion von Nage auf den Angriff zentrales Thema. Einleuchtend, wenn man versteht, das man sonst durch die eigene Kraft dem Uke eigentlich nur eine gute Möglichkeit für eine Konter bietet. Einfacher gesagt, als getan, auch wenn Martin immer sagt „Ist doch ganz einfach“. Grobe Untertreibung.
Wir versuchten uns also an allerlei Ableitungen vom Udeo sae: Ai hanmi, Gyaku hanmi mit Unterschneiden (resultiert auch wieder in Ai hanmi) und Katate ryote tori. In diesem Fall jedoch immer mit Eintreten des inneren Beins, um danach Uke dorthin zu führen wo er sein Gleichgewicht nicht mehr halten kann. Dies in Form eines schrägen Schlages. Und das nachdem ich mir mühsam beigebracht hatte NICHT einzutreten…., aber trotzdem eine schöne Übung.
Am zweiten Tag stand Aiki Otoshi im Fokus aus einem Griff der Jack auf Schulterhöhe von hinten. Nage sollte dabei möglichst wenig Bewegungsspielraum haben. Interessant war zu merken, bei welchen Griffarten die Bewegungsmöglichkeiten wie weit eingeschränkt war. Aus dieser für den Aikidoka doch sehr unschönen Situation befreite man sich durch ein seitliches Verdrehen des Hinterteil um 90° (Uke leicht aus dem Gleichgewicht), dann ein Aufpumpen „Gorilla Style“ aus dem Zentrum heraus ohne die Schulter extra zu heben (Uke schon ziemlich aus dem Gleichgewicht), dann ein senkrechter „Schwertschlag“ und Ukes Gleichgewicht war endgültig dahin (s. Bilderreihe).
Als Fortgeschrittenenversion war es auch ohne imaginären Schwertschlag möglich: Zentrum rauf und Zentrum runter und weg ist der Uke. Und für den Fall, dass er immer noch nicht fallen wollte, gab es die Tenkan Variante gleich hinterher. Für Uke „Unhaltbar“ wie der Torwart sagt. Diese Art des Aiki otoshi kann man als Uke sehr lange fallen und ist deutlich Knie-schonender für Nage als der üblich Aiki otoshi tenkan.
Danach gab es nach Maßgabe durch den Lehrer noch eine schöne Irimi nage Version und so etwas wie einen Koshi nage mit Brezelarmen, sofern sie vom Vortag schon wieder entbrezelt worden waren.
Die Teilnehmenden waren ausreichend gefordert und sind trotz minimalistischer Techniken gut ins Schwitzen gekommen. Es gab rundum zufriedene Gesichter auf der Matte und beim Imbiss danach. Vielen Dank für den gelungenen Bundeslehrgang Martin, auch wenn Du uns „mit voller Absicht verwirrt“ hast!
Vielen Dank an alle helfenden Hände des AVH, insbesondere derjenigen, die geholfen, aber aufgrund der Graduierung nicht mit trainieren konnten. Die Einnahmen des Lehrgangs gingen an die Ukraine Hilfe.
Joachim Moeser, Aikido-Verein Hannover